Als Liebhaber*in exotischer Pflanzen gelangt man früher oder später zu den Passionsblumen. Die faszinierenden Blüten verleihen jeder Terrasse, jedem Fensterbrett und jedem Wintergarten tropisches Flair. Dabei sind sie unkompliziert in der Pflege und enorm blühfreudig. Einige Arten sind auch in wintermilden Regionen Mitteleuropas winterhart, aber auch die Kultur in Töpfen ermöglicht zauberhafte Arrangements. In meinem heutigen Beitrag möchte ich daher Ihr Interesse an diesen prachtvollen Exoten wecken, einige Arten vorstellen und daneben auch Tipps für die Pflege geben.
Die Vielfalt der Erscheinungsformen innerhalb der Pflanzengattung der Passionsblumen (Passiflora) führte zu einer Unterteilung in vier Untergattungen, zu denen insgesamt mehr als 500 Arten gehören. Die Arten der Untergattung Astrophea wachsen als Sträucher oder kleine Bäume. Bei den Arten der Untergattungen Decaloba, Deidamioides und Passiflora hingegen handelt es sich um Kletterpflanzen. Die meisten Passifloraarten sind in Süd- und Mittelamerika, zum Teil auch dem südlichen Nordamerika heimisch, einige wenige Arten jedoch auch in Südostasien, Ozeanien und Australien. Von der „neuen Welt“ kamen sie im 16. und 17. Jahrhundert nach Europa. Die einzigartigen und bis dahin neuartigen Blütenformen und Farben fanden größte Bewunderung und bald galten die Blüten unseren christlich geprägten Vorfahren als Sinnbild der Passion Christi, was zu dem fortan gebräuchlichen Namen Passiflora, der Zusammensetzung der beiden lateinischen Wörter für Leiden und Blume, führte.
Passionsblumem eigenen sich hervorragend als Solitärpflanzen, bieten aber auch einen spannungsreichen Kontrast in Kombination mit Pflanzen anderer Wuchsformen im Topfgarten. Für die Kübelkultur ist dabei insbesondere die Art Passiflora Amethyst mit ihren hellvioletten Blüten, die einen Durchmesser von 10 cm erreichen, geeignet. Ebenso empfehlenswert ist die überaus reich blühende Passiflora x belotii, mit 12 cm großen Blüten in den Farben blau, weiß und rosa.
Eine der bekanntesten Passionsblumen, die Passiflora caerulea, mit weißen Blütenblättern und einem purpur, weiß und blau gestreiften Strahlenkranz, ist insbesondere für die Kübelkultur ideal. Sie ist in wintermilden Regionen auch winterhart und kann in einem geschützten Kübel oder aber auch ausgepflanzt den Winter im Freien überstehen. Ebenso sehr forstverträglich ist die Kreuzung Passiflora edulis x colvillii, die Temperaturen bis zu -15 Grad erträgt. Ihre bis zu 7 cm großen Blüten haben weiße Blütenblätter und einen dunkelviolett – weiß – blassvioletten, leicht gekräuselten Strahlenkranz.
Passionsblumen im Topf können im Mai, wenn die Tagestemperaturen dauerhaft über 15 Grad liegen und die Nachtemperaturen die 10 Gradmarke nicht mehr wesentlich unterschreiten, ins Freie gestellt werden. Dabei ist es ratsam, die Pflanzen zunächst an einem etwas schattigeren Platz aufzustellen, um Verbrennungen durch zu große Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Jedoch werden sich auch in diesem Fall die Pflanzen schnell erholen und neue, an die Sonneneinstrahlung angepasste, ungeschädigte Blätter treiben. Im Herbst, wenn die Temperaturen dauerhaft unter 8 Grad sinken, werden die Passiflora wieder in ihr Winterquartier gebracht.
Für alle Pflanzenliebhaber*innen, die das Glück haben, einen Wintergarten zu besitzen, kann ich zu Passiflora vitifolia, Passiflora quadrangularis oder Passiflora alata raten. Das unverkennbare und namensgebende weinlaubfömige Laub und die bis zu 14 cm großen, leuchtend roten Blüten mit weißem Strahlenkranz kennzeichnen die Passiflora vitifolia. Noch spektakulärer sind die Blüten von Passiflora alata und quadrangularis. Beiden gemeinsam ist eine Blüte mit dunkelroten Blütenblättern, violett-weiß gestreiftem Strahlenkranz und gelbem Stempel. Der vierkantige Stängel und der aufrechte Wuchs dieser Arten erfordert ein stabiles und grobmaschiges Klettergerüst, an dem sie sich mit ihren Sprossranken emporhangeln können. Die großen Früchte beider Arten sind genauso essbar, wie die Früche der Passiflora edulis (Purpur-Granadilla). Von dieser Passifloraart stammen die dunkelvioletten, eierförmigen Maracuja-Früchte mit aromatischem, geleeartigem Fruchfleisch. Um den Fruchtansatz zu verbessern, sollten Sie zwei Pflanzen wählen.
Alle vorgestellten Passionsblumen lieben sonnige, warme und windgeschützte Standorte. Werden die Passionsblumen dauerhaft im Glashaus gehalten, ist im Hochsommer auf ausreichend Luftfeuchtigkeit zu achten. Ebenso sollte die Temperatur nicht über 40 Grad liegen, da hierunter das Pflanzenwachstum und die Blütenbildung leiden.
Bei ausgepflanzten Exemplaren ist vor allem eine gute Drainageschicht wichtig, um im nassen Herbst und Winter Wurzelfäule zu vermeiden. Ansonsten stellen die Passionsblumen an das Pflanzsubstrat keine besonderen Ansprüche. Gute Pflanzerde, aufgelockert durch Ton und mit einem ph- Wert zwischen 5,5 und 6 erfüllt alle Ansprüche.
Das kräftige Wachstum und die Blütenfülle erfordern ab Beginn des Neuaustriebes Mitte bis Ende März viele Nährstoffe. Daher sollten Passionsblumen bis zum September oder Oktober wöchentlich mindestens einmal gedüngt werden. Danach wird die Düngung eingestellt oder minimiert.
Passionsblumen ranken sich mit Hilfe der Sprossranken an Kletterhilfen empor. Es empfiehlt sich, ihnen Klettergerüste, die im Handel in allen Preisklassen, jeder Stilrichtung und in unterschiedlichen Materialien angeboten werden, zur Verfügung zu stellen. Anderenfalls klammern sie sich an andere Pflanzen oder Gegenstände. Triebe, die zu lang werden oder keinen Platz an der Rankhilfe finden, können im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Ebenso ist ein moderater Rückschnitt der Seitentriebe auf ca. die halbe Länge im Spätherbst ratsam, um die Bildung weiterer Seitentriebe zu fördern. Im zeitigen Frühjahr wird dann ein erneuter Pflegeschnitt durchgeführt und alle eingetrockneten Spitzen und die schwachen Triebe entfernt, sodass sich an den Spitzen der kräftigen Triebe neue Knospen bilden.
Passionsblumen die den Sommer über im Freien verbringen, benötigen auch im Winter einen hellen Standort. Temperaturen zwischen 7 und 15 Grad sind ideal, besonderes Augenmerk sollte auf die Luftfeuchtigkeit und die Bodentemperatur gelegt werden. Eine geringe Luftfeuchtigkeit oder zu niedrige Bodentemperaturen machen Passionsblumen in Kübeln im Winter zu schaffen. Zu trockene Luft kann zu Spinnmilbenbefall führen, die dann aufwendig, meist mit Pflanzenschutzmitteln, bekämpft werden müssen. Eine Überwinterung im warmen Wohnzimmer ist daher nicht ratsam. Aber auch eine zu geringe Bodentemperatur schädigt die Wurzel und damit die Pflanze dauerhaft. Ein heller, mäßig warmer Flur oder ein heller Dachraum kann eine Alternative sein. Gegebenenfalls müssen die Pflanzen auf eine Styroporplatte gestellt werden, falls der Fußboden zu kalt ist.
Passionsblumen, die im Garten ausgepflanzt sind, erhalten einen leichten Winterschutz aus Tannenzweigen, Stroh oder Laub, mindestens bis zum dritten Winter nach der Auspflanzung.