Meine Tochter hat mir heute schon stolz Fotos ihrer blühenden Frangipani per WhatsApp geschickt und mich damit zu einem kleinen Exkurs über Plumerien angeregt. Die Plumerienblüten sind vermutlich die schönsten exotischen Blüten. Der Duft und die Farbvielfalt und Ebenmäßigkeit der Blüten machen Plumerien einzigartig.
Wenn von Plumerien die Rede ist, sind hauptsächlich Plumeria rubra (Rote Frangipani) und Plumeria obtusa (Duftende Frangipani) und öfter auch noch Plumeria pudica gemeint. Daneben werden, je nach Literatur und Autor, bis zu 17 weitere Plumerienarten gezählt.
Während Plumerien, allen voran die Plumeria rubra, in ihrer Heimat vom Süden Mexikos bis zum Norden Südamerikas und auf den Inseln der Karibik zu großen Sträucher und Bäumen von bis zu 25 Meter Höhe heranwachsen können, sind sie bei uns Liebhabern exotischer Pflanzen als Topfpflanzen bekannt. Denn von ihrer Heimat aus haben Frangipani ein Siegeszug um die ganze Welt angetreten. Da sie bei entsprechenden Bedingungen sehr einfach zu kultivieren sind, sind sie nun in allen tropischen Gegenden der Welt zu finden und können aber auch mit etwas mehr an Pflege und Aufwand im Wintergarten oder Wohnzimmer faszinieren.
Auf Hawaii sind Plumeria so häufig verbreitet, dass viele glauben, sie stammen von dort. Ebenso findet man Frangipani in Singapur, Indien, Indonesien, den Philippinen, tropischen Regionen Afrikas und Australiens, genauso wie in Guatemala und im Süden Kaliforniens. In diesen Regionen stellen Plumerien keine besonderen Anforderungen an die Erde und können auch längere Zeit ohne Wasser auskommen, Kälte jedoch tolerieren sie nicht. In diesen tropischen Ländern zählen die Plumerien zu den beliebtesten Blüten. Und auch bei uns kennt jeder die Blumenketten, die Leis, die auf Hawaii zu besonderen Anlässen um den Hals getragen oder Besuchern überreicht werden. Für diese Blumenkränze werden in Handarbeit die Blüten auf Schnüre aufgefasst. In Fernost werden die Blüten als Opfergaben den Göttern dargebracht und die Sträucher schmücken Tempelanlagen und werden daher auch als Tempelbäume bezeichnet.
Auf Mauritius, den Seychellen und den Philippinen werden ebenso die Girlanden aus Plumerienblüten zu feierliche Anlässen getragen. Aber auch als Grabpflanzen sind Plumeriensträucher auf den Philippinen und auf Java sehr beliebt, denn es gilt als großer Segen im Schatten einer Plumeria die letzte Ruhe zu finden. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, wo die Plumerien „Flores de Mayo“, also Mai-Blumen, genannt werden, dienen die Blüten der Verehrung der Jungfrau Maria, die dort im Mai besondere Ehrerbietung erfährt. Diese Beispiele zeigen, welche große Bedeutung Plumerien in verschiedenen Religionen und Kulturen der Länder, in denen sie wachsen, zukommt.
Aber man muss nicht in die Karibik oder nach Fernost zu reisen, um Plumerien zu bewundern. Auf Sizilien zum Beispiel sind Frangipani beliebte Balkonblumen. Geht man durch die Straßen ist unter dem Sammelsurium von Topfpflanzen, die in mediterranen Ländern oft an Häusern zu sehen sind, fast immer eine Plumeria auf dem Balkon zu finden. Manchmal aber auch schmückt nur eine einzige größere Plumeria rubra den Balkon.
Aber auch ausgepflanzt kann man kleinere Plumerienbäume in sizilianischen Gärten finden. Bei uns hier eignen sich Plumerien für den Wintergarten oder die Fensterbank, können aber auch, wie die weiß-gelbe Plumeria rubra meiner Tochter, den Sommer auf dem Balkon verbringen.
Während die Plumeria rubra immer im späten Herbst ihre Blätter verliert, sind Plumeria obtusa und Plumeria pudica bei entsprechender ganzjähriger Wärme immergrün. Bei laublosen Pflanzen sollte die Gießmenge deutlich reduziert werden, die Temperaturen sollten generell für alle Plumerien 15 Grad nicht unterschreiten und der Standort sollte immer sehr hell sein. Die Pflanzen treiben je nach Standort ab März oder April nur am oberen Ende der Zweige neu Blätter. An den Zweigspitzen erheben sich danach die Blütenstände aus bis zu 30 Einzelblüten über die Blätter. Die Blütezeit variiert von Mai bis Oktober und die Blüten verströmen vornehmlich am Morgen und Abend ihren unvergleichlichen Duft.
Vor und nach der Blüte machen die glänzenden dunkelgrünen Blätter, die bei der Plumeria rubra spitz zulaufen, bei der Plumeria obtusa rundlich enden und bei der Plumeria pudica löffelförmig gewellt sind, die Attraktivität der Pflanzen aus. In der Regel verzweigten sich die Pflanzen im kommenden Jahr an der abgeblühten Triebspitze, sodass mit den Jahren auch unter europäischen Glashausbedingungen ein eindrucksvoller Strauch entsteht.
Der Duft der Blüten kann je nach Sorte fruchtig, süß oder würzig sein. Er erinnert manchmal an Vanille und manchmal an Limone, manchmal aber auch an weiße Trauben, Pfirsiche oder Gardenien. Immer aber ist er betören. Daneben bestechen vor allem die Plumeria rubra durch ihre wunderbaren Farben. Die Farbpalette der Plumeria rubra reicht von weiß-gelb über alle Regenbogenfarben in verschieden Kombinationen. Selten ist eine Blüte einfarbig, doch auch dann, wie im Fall der Plumeria rubra „Japanese Lantern“, ist das Rot von hinreißender Brillanz. Die beiden Sorten der Plumeria obtusa „Singapore White“ und „Dwarf Singapore Pink“ sind nahezu weiß und unterscheiden sich durch ihre rundlich ineinander gefächerten bzw. länglich auseinander stehenden Blütenblätter. Die Blüten der Plumeria pudica sind ebenso reinweiß.
Am Schluss meines heutigen Beitrags möchte ich noch erwähnen, dass die Australische Frangipani (Hymenosporum flavum) nicht wie Plumerien zur Familie der Apocynaceae oder Hundsgiftgewächse gehören, wie der Name irrtümlich vermuten lässt. Die Gemeinsamkeit des wohlriechenden Duftes von Plumerien und Hymenosporum brachte beiden Pflanzen den Familiennamen Frangipani, eines italienischen Parfümeurs, der diese Düfte angeblich zur Parfumherstellung nutzte, ein.