Exotische Pflanzen für Volieren mit Papageien und Sittichen

TROPISCHE PARADIESE FÜR VOGELHALTER
Pflanzen in Wohnräumen schaffen nicht nur für Sie selbst eine gemütlichere, entspanntere Atmosphäre. Sie verbessern überdies das Raumklima, da sie die Luftfeuchte erhöhen, Staub herausfiltern und Sauerstoff produzieren. Für Ihre gefiederten Gäste wie Papagei, Sittich und Co bieten sie die Möglichkeit, einen Hauch von Heimat in den Alltag zu zaubern: Viele Papageien- und Sitticharten stammen aus tropischen Regionen mit üppiger Vegetation und exotischer Blütenvielfalt. Doch welche Pflanzen aus aller Welt, die Mannshöhe erreichen und Landeplätze für Vögel beim Freiflug bieten können, sind geeignet, um mit unseren tierischen Begleitern den Wohnraum zu teilen?

DAS LICHT ENTSCHEIDET ÜBER DEN ERFOLG 
Pflanzen leben nicht von Luft, Wasser und Liebe allein, sondern vor allem vom Licht (zum Thema Wasser siehe Tippkasten unten). Und das ist in Wohnräumen grundsätzlich Mangelware! Pflanzen können nicht das gesamte Lichtspektrum für den Energieaufbau durch Photosynthese nutzen, sondern nur einen Ausschnitt daraus. Eine gute Portion dieses Anteils aber filtern die Fensterscheiben heutiger Wärmeschutzgläser aus dem Tageslicht heraus. Deshalb ist es in Räumen, die das menschliche Auge als sehr hell empfindet, für Pflanzen eher dunkel. Gardinen, Vorhänge, Markisen und Nachbargebäude, die ihren Schatten auf das Fenster werfen, reduzieren die Lichtausbeute nochmals. Doch deshalb sind Pflanzen in Wohnräumen nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: Die Auswahl unter den Schatten bis Halbschatten verträglichen Arten ist groß genug, um für Jeden etwas Passendes zu finden. Sie haben richtig gelesen: In europäischen Zimmern fühlen sich diejenigen Pflanzen wohl, die in ihrer Heimat mit wenig Sonne auskommen und beispielsweise im Unterholz der Regenwälder oder anderen lichtarmen Zonen wachsen und hier ihren Flor in reicher Zahl hervorbringen.

WELCHE PFLANZEN ÜBERLEBEN IN VOLIEREN?
Pflanzen, die mit Mensch und Vogel die Zimmer teilen sind nur in den Zeiträumen der Neugier scharfer oder spitzer Schnäbel ausgesetzt, in denen die Vögel frei fliegen. In einer Voliere dagegen sind Pflanzen keine Minute sicher. Sträucher können hier oft gar nicht so schnell neue Blätter treiben wie die vorhandenen abgeknabbbert werden. Das schwächt sie auf Dauer erheblich. Gräser und grasartige Pflanzen vertragen ständige Blattverluste dagegen weit besser. Denn sie wachsen aus den unterirdisch gelegenen Vegetationspunkten laufend nach – genau wie der Rasen im Garten, dem das ständige Mähen auch nichts ausmacht. Ganzjährig mit Zimmerbedingungen kommen einige Bambusarten zurecht, ebenso das Zuckergras (Pogonatherum), einige Seggen (Carex) sowie Binsen (Juncus) und Simsen (Scirpus). Der Echte Papyrus (Cyperus papyrus) ist ein imposantes Gras, dessen Halme bei Landeversuchen schwerer Vögel jedoch zu knicken drohen. Deshalb scheidet er bei Papagei und Co. Aus. Zu den Grasartigen, die in Innen-Volieren Verwendung finden können, zählen beispielsweise Schlangenbärte (Ophiopogon), den als grünblättrige oder rotblättrige Varianten erhältlich sind. Beide sind immergrün und werden rund 20 cm hoch. Gleiches gilt für Liriope (Liriope), einer Vertreterin der Maiglöckchengewächse mit grasartigem Wuchs. Die blaue Pfauenblume (Dietes iridioides) oder die gelbe Pfauenblume (Dietes bicolor) zählen zu den Schwertliliengewächsen, von denen sie die herrlichen Blüten geerbt haben. Sie lassen von innen heraus immer neue Blätter sprießen und gleichen dadurch eventuelle Verluste aus.

BANANEN – TROPENSPASS FÜR ZWEIBEINER UND -FLÜGLER

Auch wenn Ihre Lieblinge die Blätter gelegentlich anknabbern und einreißen werden, bieten Bananen gute Optik und Genuss für Volieren. Weltweit gibt es tausende von Bananen-Arten und –Sorten. Aber nur wenige davon sind in Nordeuropa in Kultur. Und lediglich von einer Gruppe können Sie die großfrüchtigen Bananen ernten, wie wir sie von den Auslagen der Obsttheken kennen. Die Ess-Banane (Musa x paradisiaca, Musa acuminata) in Sorten wie ‚Cavendish‘ oder ‚Dwarf Cavendish‘ bringen auch hierzulande regelmäßig Blüten und Früchte hervor. Nicht nur in Botanischen Gärten, sondern auch bei Pflanzenfans zu Hause. Die Sorte ‚Dwarf Cavendish‘ ist deutlich schwachwüchsiger und stößt auch im Alter nicht an die Zimmerdecke, sondern kann schon bei Brusthöhe Früchte hervorbringen. Voraussetzungen sind ein entsprechendes Alter und eine Dicke der Stämme, damit die Stauden (es sind keine Bäume!) die Kraft für die Blüten- und Fruchtbildung aufbringen können. Je nach Standortbedingungen können dies fünf, sechs, aber auch deutlich mehr Jahre sein. Nach der Ernte stirbt der fruchttragende Trieb ab – die Seitenableger aber überleben und sichern den Fortbestand der volltropischen Pflanzen, die ganzjährig einen Platz im Zimmer bei hoher Boden- und Luftfeuchte bevorzugen. Braune Blattränder und Spitzen sind meist ein Zeichen von zu trockener Luft, wie punktiert aussehende Blätter die Folge von Schädlingen. Spinnmilben saugen die Blattzellen leer und lassen sie hell erscheinen. Gegen diesen klassischen Bananen-Schädling helfen nur Mittel aus dem Fachhandel, die speziell gegen die Spinnentiere ausgewiesen sind (Beratung im Fachhandel). Während und nach der Behandlung sollten die Pflanzen nicht in Reichweite Ihrer Schützlinge stehen. Pflanzenschutzmittel werden zwar abgebaut und verlieren ihre Wirkung mit zunehmendem Abstand von der Behandlung. Doch genaue Angaben, wie lange es dauert, bis die Wirkstoffe auf und in der Pflanze abgebaut sind, geben die Hersteller nicht. Ein Wert von drei bis vier Wochen Wartezeit kann als Anhaltswert gelten.

DER ROTSCHOPF UNTER DEN BANANEN
Zierbananen punkten im Vergleich dazu nicht in erster Linie mit Früchten, sondern mit dem Schmuck ihrer Blätter. Die bekanntesten sind dabei die Zierbananen namens Ensete sowie deren Sorte `Maurelii´. Erstere bildet breite, rein grüne Blätter aus, letztere überzieht ihre Blattunterseiten mit Bordeauxrot. Auch ihre Blattoberseiten tragen rote Einschlüsse, was sie zu einem ganzjährigen Farbtupfer in Wohnräumen macht. Der Lichtbedarf ist wie der aller Bananen gering. Ein Platz direkt am Fenster ist nicht nötig, bis zu einem Meter Entfernung werden gut toleriert, alternativ wählt man ein Ost- oder Westfenster. Wichtig vor allem für die Wintermonate ist ein Stand mit größtmöglicher Entfernung zu Heizkörpern. Denn hier ist die Luftfeuchte so niedrig, dass es im Winter zu braunen Blatträndern kommen kann. Gegensteuern lässt sich mit mehrmaligem Überbrausen oder Besprühen pro Woche.

EIN GENUSS FÜRS AUGE
Gleiches gilt für weitere Zierbananen, die bislang ohne signifikanten, deutschen Namen geblieben sind: Musa ornata und Musa velutina. Sie zeichnen sich durch deutlich schmalere Blätter und einen schlanken Wuchs aus. Ihre Blätter sind grün bis bläulich grün, ihr Reiz liegt in den aufrechten, attraktiven, rosafarbenen Blüten, die sich bereits im zarten Alter von zwei bis drei Lebensjahren bilden.

KURIOSUM FÜR VÖGEL UND IHRE HALTER 
Eine gesonderte Stellung unter den Bananen nimmt die Golden-Lotus-Banane (Musella lasiocarpa) ein. Sie stammt nicht aus den Tropen, sondern aus China. Ihre Blätter tragen einen markanten, graublauen Schimmer, ihre „Stämme“ erreichen kaum mehr als Hüfthöhe. Ab einer Dicke, die etwa im vierten bis fünften Lebensjahr erreicht ist, entwickelt sich am „Stamm-Ende“ eine aufrechte gelbe Blüte, die an Lotusblüten erinnert. Sie blüht bis zu neun Monate lang – rekordverdächtig! Dabei entfaltet sie immer neue Blütenblattkränze und bildet kleine Früchte, die jedoch den Verzehr nicht lohnen. Nach diesem Kraftakt stirbt der Haupttrieb ab, die Pflanze aber lebt in ihren Seitenablegern weiter. Während der Wintermonate verlieren diese ihre Blätter, um im Frühjahr aus der Mitte heraus neue Wedel zu treiben. Der Standort sollte hell sein, die Temperatur können Sie zwischen „gerade frostfrei“ und „zimmerwarm“ wählen.