Welcher Schnittzeitpunkt ist optimal?

In unserem mitteleuropäischen Klima wachsen Kübelpflanzen nicht das ganze Jahr hindurch wie in den Tropen. Sie legen meist von Dezember bis März eine viermonatige Ruhepause ein, in Wintergärten oft nur zwei bis drei Monate. In dieser Zeit sollten die Pflanzen generell nicht geschnitten werden. Ein Schnitt im Herbst birgt die Gefahr, dass während des Winters weitere Zweige zurücktrocknen oder Schaden nehmen – und im Frühling zu wenig Kronenmasse übrig bleibt. Kurz bevor die Pflanzen dagegen im neuen Jahr frisch austreiben, ist der beste Termin, um große wie kleine Kronenkorrekturen durchzuführen.

Frühjahrsschnitt

Für die meisten Kübel- und Wintergartenpflanzen ist dies die Zeit von Mitte Februar bis Mitte April, abhängig vom Standort der Pflanzen (Temperatur, Lichtmenge) und ihrer Konstitution. Dieser frühe Termin ist deshalb so günstig, weil die Schnittwunden mit zunehmender Aktivität der Pflanzen rasch heilen. Und: Die während des Winters gespeicherte Energie fließt sogleich in die Triebe, die man erhalten möchte. Würde man die Korrekturen dagegen nach dem ersten Wachstumsschub ausführen, verpufft die Energie, wenn Sie die frischen Triebe sogleich wieder entfernen. Deshalb ist ein Schnitt vor dem Saisonstart der bessere. Ausnahmen von dieser Schnittregel machen Pflanzen, die im Spätwinter bereits blühen. Hierzu zählen zum Beispiel Akazien (Acacia), Australische Silbereichen (Grevillea), Minzbusch (Prostanthera) oder Rosmarin (Rosmarinus). Der Rückschnitt im Spätwinter würde alle Blüten kosten. Deshalb führt man ihn erst aus, wenn der Flor verwelkt ist.

Sommerschnitt

Starkwüchsige Kübelpflanzen kommen mit einem einzigen Korrekturschnitt im Spätwinter meist nicht aus. Ihre Kronen werden deshalb während des Sommers von Mai bis August immer dann eingekürzt, wenn die Kronen außer Form zu geraten drohen. Der leichte Rückschnitt zügelt nicht nur die Pflanzengröße, sondern regt auch neue Verzweigungen an, die die Kronen dicht und kompakt halten. Dabei schadet es nicht, wenn der Schere bei Dauerblühern wie Wandelröschen (Lantana), Blauflügelchen (Clerodendrum ugandense), Veilchen- oder Hammersträuchern (Iochroma, Cestrum) einige Blüten zum Opfer fallen. Die frischen Verzweigungen werden sich in Kürze mit neuen Blüten-knospen dekorieren und den Verlust ausgleichen. Formschnittpflanzen aus Liguster oder Buchs werden je nach Wuchsstärke zwei bis viermal pro Jahr geschnitten. Bei ausgewachsene Pflanzen genügt vielfach ein Schnitt im März und Anfang Juli. Bei Jungpflanzen oder starkwüchsigen Arten werden Zwischenkorrekturen im Mai und August durchgeführt. Wenn Sie zögern, die Triebe zur besten Wachstumszeit zu kappen, halten sie sich folgendes vor Augen: Ein Zweig, der das Kronenbild nur stört und sicher eingekürzt werden muss, kostet die Pflanzen Kraft. Schneidet man ihn rechtzeitig, fließt die Energie stattdessen in nützliche Triebe, Blüten oder Früchte! Kappt man ihn erst nach Monaten, geht viel Energie unnütz verloren.

Herbstschnitt

Ein Rückschnitt im Oktober beim Einräumen Ihrer Kübelpflanzen ins Winterquartier ist möglich, aber nicht zu empfehlen. Der Grund: Schnittwunden, die man den Pflanzen um diese Jahreszeit zufügt, heilen kaum mehr und bilden über Monate Eintrittspforten für Krankheiten. Legitim im Herbst ist ein leichter Rückschnitt schwacher oder beschädigter Triebe, wenn die Winterquartiere sehr eng sind und sich die Pflanzen gegenseitig Konkurrenz um das spärliche Licht machen würden. Überdies können Schädlinge bei Platzmangel viel leichter von Pflanze zu Pflanze überspringen, wenn sich die Blätter oder Zweige berühren. Schneiden Sie aber nur das Nötigste weg. Kappt man die Kronen bereits im Herbst radikal, bleibt im Extremfall im Frühjahr nurmehr ein kläglicher Kronenrest übrig, wenn Kälte oder Krankheiten während des Winters ihren natürlichen Tribut gefordert haben. Wichtiger als der Rückschnitt im Herbst in die Hygiene im Winterquartier. Laubabwerfende Pflanzen sollten möglichst erst eingeräumt werden, wenn sie ihr gesamtes Laub verloren haben. Schütteln Sie die Kronen kräftig, damit die Blätter zu Boden fallen. Restlaub sollte regelmäßig aufgefegt und von der Topferde entfernt werden, damit es nicht zu schimmeln beginnt oder Schädlinge beherbergt.

Regelmäßig schneiden!

Die meisten von Ihnen greifen viel zu selten und zaghaft zur Schere! Dabei garantiert der regelmäßige Rückschnitt, dass Ihre Pflanzen dauerhaft formschön bleiben. In der Natur dürfen sich die Kronen zwar frei entwickeln, doch das Ergebnis entspricht meist nur zufällig unseren optischen Anforderungen: die Äste sind schief, die Kronen lückig oder viel zu groß. In Haus und Garten sollen die Pflanzen dagegen möglichst perfekt sein. Und deshalb müssen auch Ihre Pflanzen regelmäßig zum Frisör. Der regelmäßige Schnitt hält Ihre Pflanzen jedoch nicht nur in Form, sondern auch blühfreudig und gesund. Schneidet man kranke oder beschädigte Zweige bis ins gesunde Gewebe zurück, schließen die Pflanzen die Schnittwunden selbstständig, indem sie mit einem Rindenwulst überwachsen werden. Faulige Holzstümpfe können dagegen nicht heilen und Krankheiten auf diese Weise immer weiter ins Holz vordringen. Pflanzen vergreisen überdies mit zunehmendem Alter und werden blühfaul. Diesem Alterungsprozess können Sie entgegenwirken, indem man im Spätwinter regelmäßig einige der ältesten Äste ganz entfernt. Damit schafft man Platz für junge, nachwachsende Triebe, die wieder mehr Kraft haben, Blütenknospen anzusetzen.